Große Kämpfe, berühmte Siege und bittere Niederlagen: die Geschichte vom König Gilgamesch und seinem wilden Freund Enkidu wurde als erstes Epos der Menschheitsgeschichte auf Tontafeln überliefert. Was vor 5.000 Jahren in der sumerischen Stadt Uruk geschah, ist hochaktuell für Wiesbaden. In seinem Hochmut fällte Gilgamesch einen heiligen Zedernwald und zog damit den Zorn den Götterwelt auf sich. Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger schreiben die Geschichte jetzt um.

Oper mal ganz anders: vom ersten Wort, vom ersten Ton bis hin zur Uraufführung der ersten Wiesbadener Bürgeroper entwickelten Menschen ohne jede professionelle Praxis ein eigenes Werk.

Bürgerinnen und Bürger erfinden für die Stadt die Oper „Gilgamesch“. Vom ersten Wort über die gesamte Komposition bis hin zur Aufführung im Sommer 2011 gestalteten 350 Menschen aus Wiesbaden und Umgebung das Kunstwerk. In der Auseinandersetzung mit dem uralten Epos zeigte die Oper ihren Helden als selbstherrlichen König, als Freund und Retter, aber auch als ruhmsüchtigen Zerstörer des Zedernwaldes.

Auf der Grundlage des Jahrtausende alten Gilgamesch-Epos entwickelten die Teilnehmer ein Libretto. Dieses diente zur Vorlage für die Komposition. Das so entstandene Werk wurde für die Bühne umgesetzt- von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Unterstützung durch Regisseure, Bühnenbildner, dem Chor des Staatstheaters und dem Hessischen Staatsorchester.
Auf diese Weise entstand aus unzähligen künstlerischen Impulsen ein Gesamtkunstwerk.

Grundschüler, Erwachsene, Rentner, Menschen mit Behinderung, Theaterfans und völlig Unerfahrene, Wiesbadener mit den unterschiedlichsten Hintergründen gingen mutig auf die Reise in unbekanntes Terrain und haben auf lustvolle Weise erfahren, dass Komponieren keine vom Himmel gefallene Gabe für Auserwählte ist. Mit Hingabe und fantasievoller Offenheit konnten sich selbst Menschen ohne Notenkenntnisse in den Arbeitsprozess einbringen.

Unter der Leitung der Komponisten Cornelius Hummel und Ernst- August Klötzke fand die Werkstattarbeit in wöchentlichen Treffen statt. Von Computersimulation über skizzierte Melodieläufe bis hin zu gesungenen Melodien und Kassettenaufnahmen wurde jedes Mittel der Vermittlung von Ideen genutzt und von den unterstützenden Profis in eine Partitur gefasst.

So entstand ein einzigartiges Kunstwerk von hoher Authentizität. In dieser Oper finden sich- entsprechend den Vorstellungen der mitwirkenden Komponisten- neben den bekannten Formen wie Arie, Melodram und Rezitativ auch schmissige Rockrhythmen, HipHop- Elemente und Balladen.

Wer ist denn der, der mit ihm sich an Königswürde messen könnte

Und zu sagen vermag wie Gilgamesch: „Ich, ja, ich bin der König!“ ?

„Gilgamesch“ ist er seit dem Tage, da er geboren, mit Namen genannt.

Zwei Drittel an ihm sind Gott, doch sein drittes Drittel, das ist Mensch.


(aus dem Gilgamesch- Epos)

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